Herr Grögli, Sie stecken viel Engagement und Herzblut in die Organisation der WM. Waren Sie selbst aktiver Faustball-Spieler?
Ja, die letzten zwölf Jahre meiner aktiven Karriere, welche ich 2008 beendete, spielte ich in der Nationalliga A. Wir wurden unter anderem Schweizer Meister und Cup-Sieger, gewannen den IFA-Cup und ich bin auch durch alle Nationalmannschaftskader gegangen. Für den A-Kader hat’s dann aber nicht ganz gereicht.

Können Sie den Reiz beschreiben, den Faustball für Sie ausmacht?
Ein Grund, warum ich mich damals dafür entschieden habe: Es ist eine Sportart ohne Körperkontakt. Also ein sehr fairer Sport, dem man übrigens auf Hobby-Niveau bis ins Alter nachgehen kann. Dadurch haben wir in unserem Verein eine breite Altersspanne, von Acht- bis 75-Jährigen. Dazu kommen Kameradschaft und Kollegialität, die in der Faustball-Gemeinde über Ländergrenzen hinweg grossgeschrieben werden. Uns verbindet eine lebenslange Leidenschaft.

Kommen wir zum Frauenfaustball. Wie steht es um die Popularität des Sports in der Schweiz?
Sie ist hoch, aber sicherlich nicht auf einer Ebene mit Fussball oder Eishockey. Im TV zum Beispiel wird es nur selten übertragen. Deshalb konzentrieren wir uns auf den Internetplattformen. Die WM-Spiele werden alle auf fistball.tv gestreamt. Ausserdem wind wir daran, die Olympische Anerkennung zu bekommen. Im Moment ist Faustball an den World-Games vertreten.

Wo ist die Schweizer Frauen-Nati international einzuordnen?
Vom Ranking her sind die Frauen noch besser als die Männer. Bei der letzten WM in Linz wurden die Schweizerinnen Vize-Weltmeister.

Nun also die WM im eigenen Land. Was bedeutet es, einen solchen Anlass zu organisieren?
Unter normalen Umständen bräuchten die Vorbereitungen zwischen zwei und drei Jahren. Jetzt aber war alles anders. Wir haben den Anlass innert zehn Monaten auf die Beine gestellt. Zum einen natürlich wegen Corona, zum anderen, weil wir die WM eher kurzfristig übernommen haben.

Wie das?
Chile hätte sie im letzten Jahr durchführen sollen, das ging nicht wegen der Pandemie, und die Situation dort lässt auch 2021 keine WM zu. Also hatten die Chilenen die WM zurückgegeben an den internationalen Verband. Im Rahmen des letztjährigen Länderspiels zwischen Österreich und der Schweiz hier in Jona kam dann der internationale Verband auf uns zu und fragte, ob wir uns vorstellen könnten, die WM durchzuführen.

Und warum ausgerechnet Jona?
Wir sind nicht nur der grösste Faustballverein der Schweiz, wir haben auch sehr viel Event-Erfahrung durch Anlässe wie das Raiffeisen Obersee-Masters mit zwischen 80 und 120 Mannschaften. Wir führten ausserdem schon Europacups und andere grosse Wettbewerbe durch. Die Infrastruktur in Jona ist hervorragend. Das weiss auch der internationale Verband.

Kommen wir nochmals auf den Aufwand zu sprechen.
Er ist recht intensiv. Mein Vorgänger im Präsidentenamt, Charly Raymann, ist Generalsekretär der WM, ein Fulltime-Job. Es gibt viele wichtige Ressorts zu berücksichtigen. Eine der aufwendigsten Hauptaufgaben etwa sind IT und Medienarbeit. Dann die Geldbeschaffung. Das Sponsoring ist ein sehr grosser Part. Dann braucht es viele freiwillige Helfer. Als grösster reiner Faustballverein der Schweiz sind wir zum Glück sehr gut abgestützt und haben eine hohe Akzeptanz bei unseren Helfern. Sie unterstützen uns wirklich hervorragend. Einen herzlichen Dank an dieser Stelle.

16 Länder sollen an der WM teilnehmen. Das entspräche einem Rekord. Ist die Zahl aktuell?
Im Moment ja, aber sicher ist noch nichts. Eigentlich hatten wir gesagt, dass wir bis Ende April definitiv den Teilnehmerstand haben müssen. Aber aufgrund der Corona-Situation verlängerten wir die Frist bis Ende Mai.

Erfüllen denn die Sportstätten im Grünfeld Bereits alle notwendigen Anforderungen?
Allerdings. Und das war auch Voraussetzung für uns, um die Austragung zu übernehmen. Müssten wir jetzt noch grössere Stadionum- bzw. ausbauten machen, könnten wir das finanziell nicht stemmen. Also, wenn jetzt plötzlich mehr Zuschauer erlaubt sein sollten, könnten wir schon noch eine Tribüne ergänzen. Stand heute planen wir das zwar nicht ein, aber man muss in dieser Zeit einfach sehr flexibel bleiben.

Wir hatten das Thema Kontaktsport schon angesprochen. Diese Klassifizierung ist auch wichtig aus Corona-Perspektive.
Das ist so. Wir gelten als kontaktlose Sportart. Deshalb dürfen wir auch ohne Maske trainieren, da wir die Abstände einhalten können. Sogar mehr als das. Es verteilen sich jeweils fünf Leute auf 500 Quadratmeter. Und dann sind wir natürlich an der frischen Luft. Faustball wird im Sommer draussen gespielt.

Gut, dann wäre das geklärt. Aber wie kann man einen solchen Anlass überhaupt sinnvoll vorbereiten, wenn sich die Regeln doch immer wieder ändern?
Wie gesagt: Flexibilität ist das A und O. Auf vieles sind wir vorbereitet. Andere Fragen sind noch offen. Zum Beispiel, ob wir auch während der WM Corona-Tests bei den Mannschaften machen müssen. Betreffend Einreise in die Schweiz sind ja die Regeln ohnehin klar. Unser nationaler Verband ist mit dem Bundesamt für Sport (Baspo) noch dabei abzuklären, ob die einreisenden Mannschaften von der Quarantänepflicht befreit werden können. Für den konkreten Ablauf der Spiele haben wir verschiedene Szenarien erstellt, vor allem betreffend der Anzahl erlaubter Zuschauer. Was das Hygiene- und Schutzkonzept betrifft, kennt man ja die Grundpfeiler mittlerweile.

Der Aufwand ist dennoch beträchtlich. Wäre es nicht sinnvoll, die WM um ein Jahr zu verschieben?
Sie wurde schon einmal verschoben, hätte 2020 stattfinden sollen. Und wir müssen uns immer am internationalen Kalender und an den World-Games orientieren. Das ist quasi die Olympiade für alle nicht-olympischen Sportarten. Sie findet stets imi Jahr nach den Olympischen Spielen statt. Und da du nicht im gleichen Jahr die World-Games und eine WM machen kannst, nehme ich an, dass die WM abgesagt würde, wenn sie 2021 nicht stattfindet.

Das heisst, auch wenn überhaupt keine Zuschauer erlaubt sein sollten, führen Sie die WM durch?
Ja, aber es ist natürlich schon so, dass dieser Anlass in normalen Zeiten von den Emotionen lebt und von der Stimmung. Aber für uns ist es nur schon wichtig, das Event durchführen zu können, um eine Plattform zu bieten, damit man wieder Faustball spielen kann. Die TV-Produktion übrigens ist gleich aufwendig, als würden die Spiele im Fernsehen übertragen. Nur dass wir sie eben im Internet zeigen.

Das kostet natürlich auch alles Geld. Wie stehts um die Finanzierung?
Das Grundgerüst ist gesichtert, an den letzten paar Tausend Franken arbeiten wird noch. Dafür machen wir jetzt ein Crowdfounding. Es läuft bis Ende Mai auf localhelden.ch.

War es in Corona-Zeiten besonders schwierig, finanzielle Mittel aufzutreiben?
Nachdem wir schon während der Pandemie Sponsoren gesucht haben, sind uns keine Firmen abgesprungen. Die Situation war allseits bekannt. Mit den Geldgebern stehen wir ausserdem in sehr gutem persönlichem Kontakt. Das ist das A und O. Wobei wir versucht haben, nicht nur auf unsere Stamm-Sponsoren zurückzugreifen, sondern neue zu generieren. Das ist uns recht gut gelungen.

Okey, und abgesehen vom Geld: Suchen Sie noch tatkräftige Unterstützung?
Grundsätzlich braucht es immer helfende Hände. Wir haben auf der WM-Homepage eine Rubrik «Volunteers», wo man sich gerne melden kann.

Zum Schluss vielleicht eine kleine Prognose zum Abschneiden der Nati?
Als amtierender Vize-Weltmeister ist das Ziel sicherlich der Titel. Man möchte sich ja verbessern. Für mich persönlich und auch den Anlass selbst wäre es schon sehr toll, wenn die Mannschaft bis ins Finale käme. Weil man dann bis zum Schluss dabei wäre. Zu den Favoriten würde ich neben der Schweiz noch Deutschland, Österreich und Brasilien zählen.